AudioguideShakespeare and Company

Seit 1951 bestehende berühmte Buchhandlung für englischsprachige Werke mit neuen und gebrauchten Ausgaben in urigem Ambiente.

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Versteckt im Herzen von Paris, nur wenige Schritte von den mächtigen Türmen der Kathedrale Notre-Dame entfernt, befindet sich ein ganz besonderer Rückzugsort für Buchliebhaber: Shakespeare and Company. In einer ruhigen Seitenstraße des Quartier Latin – im fünften Arrondissement – mischen sich der Duft alter Bücher und frischer Kaffee, während leises Stimmengewirr die Luft erfüllt. Dieser unkonventionelle englischsprachige Buchladen ist seit mehr als siebzig Jahren ein Zufluchtsort für Neugierige und Kreative.

Doch die Geschichte dieses Ladens beginnt noch früher, nämlich in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg. Sylvia Beach, eine Amerikanerin mit der Vision, englische Literatur begeisterten Lesern zugänglich zu machen, eröffnete das erste Shakespeare and Company im Jahr neunzehnhundertneunzehn. Ihr Laden entwickelte sich schnell zum Treffpunkt für Exilanten, Dichter und Künstler und prägte so maßgeblich die kreative Atmosphäre von Paris. Ernest Hemingway, James Joyce und Gertrude Stein verbrachten hier unzählige Stunden und sprachen über Kunst und Leben. Mit bemerkenswertem Mut veröffentlichte Sylvia Beach die Erstausgabe von Joyces „Ulysses“, nachdem sich andere Verlage geweigert hatten.

Nach schwierigen Zeiten während des Zweiten Weltkriegs und der Besatzung musste das ursprüngliche Geschäft schließen. Doch Anfang der fünfziger Jahre eröffnete George Whitman, ebenfalls ein Amerikaner, einen neuen englischsprachigen Buchladen in der rue de la Bûcherie. Zu Ehren von Sylvia Beach gab er ihm denselben Namen: Shakespeare and Company. George hatte eine ganz eigene Art von Gastfreundschaft – Reisende, die eine Unterkunft suchten, durften zwischen den Bücherregalen übernachten. Alles, was er verlangte, waren ein paar Stunden Hilfe pro Tag und das Lesen eines Buches – eine Tradition, die bis heute fortbesteht.

Shakespeare and Company ist seither ein Treffpunkt für Träumer und Freigeister – insbesondere in der Zeit des bohemienhaften Aufbruchs nach dem Krieg. Autoren und Musiker der Beat Generation, darunter Allen Ginsberg und sogar Jim Morrison, fanden hier eine Heimat. Bis heute finden regelmäßig Lesungen, Teestunden am Sonntag und Literaturfestivals statt, die Menschen aus aller Welt zusammenbringen. Inzwischen führt Sylvia Whitman, die Tochter von George, das Familienerbe weiter und hält die Türen für Leser und angehende Schriftsteller offen.

Für alle, die nach dem literarischen und künstlerischen Geist von Paris suchen, bleibt Shakespeare and Company ein lebendiges Stück Geschichte – eine kleine Welt voller Bücher, in der Geschichten nicht nur verkauft, sondern auch gelebt werden.

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