AudioguideJardin Villemin
Jardin Villemin - Mahsa Jîna Amini
Park mit Kinderspielplatz, gemeinschaftlichem Gemüsegarten, Ballspielbereichen, Musikpavillon und Rasenflächen.
Der Jardin Villemin – Mahsa Jîna Amini im zehnten Pariser Arrondissement, nur einen Steinwurf vom pulsierenden Gare de l’Est entfernt, ist weit mehr als nur ein Stadtpark. Einst stand hier das Militärhospital Villemin, doch im Laufe der Jahrzehnte hat sich das Gelände zu einem Ort verwandelt, an dem Geschichte und Alltagsleben miteinander verschmelzen.
Wer durch die hohen Tore an der Rue des Récollets schreitet, betritt einen Boden, der von vielen Jahrhunderten des Wandels geprägt wurde. Dieses Eingangsportal wurde ursprünglich im mittleren neunzehnten Jahrhundert für das damalige Hospital errichtet, das ein zentraler Anlaufpunkt für heimkehrende Soldaten war. Schon zuvor befand sich an dieser Stelle das Kloster der Récollets – ein Zeugnis für die vielfältigen Schichten der Pariser Geschichte.
In den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden Pläne für den Bau einer Autobahn aufgegeben. Dadurch entstand auf der Brache Raum für den Park, der seither gewachsen ist und heute Sportplätze für Basketball und Handball, eine lebendige Musikbühne, ein Boulefeld und weitläufige Wiesen bietet. Unter dem Schatten von Kastanien-, Platanen- und Kirschbäumen entspannen Familien und genießen ihre Zeit im Grünen.
Entlang eines der Spazierwege befindet sich eine Glasstele, die den jüdischen Kindern aus der Nachbarschaft gewidmet ist, die während des Zweiten Weltkriegs ihr Leben verloren – eine stille, aber eindrucksvolle Erinnerung an die Vergangenheit der Stadt.
Das Gemeinschaftsgefühl im Jardin Villemin ist stark ausgeprägt. Im Jahr zweitausendfünf entstand hier mit Le Poireau Agile der erste Gemeinschaftsgarten von Paris. Nachbarinnen und Nachbarn bepflanzen gemeinsame Beete mit Kartoffeln und Kräutern, teilen die Ernte und Wissen rund um nachhaltiges Gärtnern.
Ein neues Kapitel begann im Juni zweitausenddreiundzwanzig, als der Garten zu Ehren von Mahsa Jîna Amini umbenannt wurde. Mahsa war eine junge iranisch-kurdische Frau, deren Tod nach einer Festnahme durch die Polizei weltweit Proteste für Frauenrechte und Freiheit im Iran auslöste. Ihr Name steht heute als Symbol für Mut und Hoffnung und verbindet Pariserinnen, Pariser und Besucherinnen in Solidarität.
Heute ist der Jardin Villemin – Mahsa Jîna Amini ein friedlicher Rückzugsort fernab vom Großstadttrubel. Blumen blühen rund um den alten Brunnen, Kinderlachen erfüllt den Spielplatz und auf den Rasenflächen finden kulturelle Veranstaltungen statt. Dank der guten Anbindung mit mehreren Métrolinien ist diese grüne Oase leicht erreichbar – ein Ort, an dem Erinnerung, Widerstand und Lebensfreude Seite an Seite bestehen.