AudioguideJardin des Plantes

Wer durch die Tore des Jardin des Plantes schreitet, betritt ein lebendiges Geflecht aus Jahrhunderten Pariser Stadt- und Wissenschaftsgeschichte. Vor beinahe vierhundert Jahren wurde dieser Park zunächst als königlicher Garten angelegt, in dem Ärzte Heilpflanzen für König Ludwig den Dreizehnten zogen. Bereits nach kurzer Zeit wurde er für die Öffentlichkeit zugänglich – als grüne Oase inmitten der Stadt und als lebendiger Treffpunkt für den Austausch über Botanik, Chemie und Anatomie.

Maxime Dreux

Bei einem Spaziergang entlang der von blühenden Bäumen gesäumten Wege duftet die Luft nach Blumen und Erde. Prächtige Gewächshäuser aus Glas und Metall aus dem neunzehnten Jahrhundert überragen seltene Palmen und exotische Orchideen. Diese Bauwerke gehörten zu den ersten ihrer Art in Paris, die solch innovative Materialien einsetzten, und verbinden technische Raffinesse mit Schönheit zum Schutz botanischer Kostbarkeiten aus aller Welt.

Eli Bolyarska

Der Garten wurde maßgeblich von berühmten Wissenschaftlern geprägt. Im achtzehnten Jahrhundert ließ der Naturforscher Buffon das Gelände erweitern. Später betreuten Pioniere wie Cuvier und Lamarck die Sammlungen sowie die Forschungsarbeiten und erschlossen so die Geheimnisse der Evolution und der vergleichenden Anatomie. Ihr Erbe lebt in der Grande Galerie de l’Évolution weiter, wo beeindruckende Tierdarstellungen und Geschichten ausgestorbener Arten die Wunder und die Zerbrechlichkeit unseres Planeten sichtbar machen.

Im Jardin des Plantes befindet sich außerdem eine der ältesten zoologischen Anlagen der Welt – die Ménagerie, die direkt nach der Französischen Revolution gegründet wurde. Im Lauf der Zeit fanden hier Elefanten, seltene Schildkröten und viele andere Tiere ein Zuhause. Selbst während der Kriegsjahre, in denen Lebensmittel knapp waren, waren die Bewohner des Zoos ein Symbol für Hoffnung und Neugier.

Am Rande des Quartier Latin und unweit der Seine gelegen, bleibt der Jardin des Plantes ein Herzstück von Paris für Wissenschaft und Erholung. Besucher jeden Alters nehmen an Führungen teil, erkunden Gärten für Gebirgspflanzen oder Nutzgewächse und entdecken die Sammlungen von Mineralien, Fossilien und Pflanzen. Mit jedem Schritt öffnet sich ein weiteres Kapitel der Geschichte – und man wird Teil der immer weiter wachsenden Pariser Geschichte von Entdeckergeist und Lebensfreude.